EHC Olten
Nach dem Schmuckli-Schock: Der Sportchef lässt seine Handschrift erkennen, der Trainer fordert die Spieler heraus
EHC Olten
Beim EHC Olten schlägt die Verletzungshexe wieder mal in aller Brutalität zu: Captain Florian Schmuckli fällt monatelang aus, auch Verteidiger David Moser hat sich verletzt. Sportchef Thomas Roost ist gefordert und lässt unter Zugzwang erstmals seine Handschrift erkennen.
Silvan Hartmann
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Ausgerechnet er.
Er, der vor wenigen Tagen erst noch in der Garderobe seine Teamkollegen darüber informierte, dass er Ende Saison seine wunderbare Karriere beenden wird: Captain Florian Schmuckli hat sich im zweiten Spiel nach seiner Botschaft am Daumen verletzt. Die verhängnisvolle Szene zur Verletzung ereignete sich in der achten Spielminute in einem grundsätzlich harmlosen Zweikampf, worauf er mit grossen Schmerzen nicht etwa Forfait erklärte, sondern trotz allem noch die Partie zu Ende spielte.
Auf die nähere, ärztliche Untersuchung am Montagmorgen folgt dann am späten Nachmittag die grosse Hiobsbotschaft: Kapsel, Bänder, Knochen - alles Mögliche wurde in Mitleidenschaft gezogen, was eine Operation unausweichlich macht. Prognostizierte Ausfalldauer: Drei bis vier Monate!
Florian Schmuckli soll kommende Woche operiert werden. Je nach Heilungsverlauf bedeutet die Verletzung nicht nur das Saisonende, sondern tatsächlich auch das Karriereende. Der Captain wäre mit Luca De Nisco, Stanislav Horansky und Rihards Melnalksnis bereits der vierte Oltner Spieler, der frühzeitig die Saison beenden müsste. Schmuckli spricht am Montagabend auf Anfrage dieser Zeitung von einem «harten Faustschlag ins Gesicht».
Es kommt der aktuell beste Schweizer U18-Verteidiger
Und als wäre die Verletzung von Florian Schmuckli nicht bereits des Schlechten zu viel für den EHC Olten, hat sich im Spiel gegen Chur auch noch Verteidiger David Moser verletzt. Er fällt wegen einer Gehirnerschütterung auf unbestimmte Zeit aus, womit Thomas Roost unter Zugzwang gerät.
Der neue EHC-Olten-Sportchef lässt am Montag seine Kontakte spielen und lässt dabei in der Not erstmals seine Handschrift erkennen: So konnte der bestens vernetzte Thomas Roost vom HC Davos das 17-jährige Megatalent Guus van der Kaaij ausleihen. Der schweizerische-niederländische Doppelbürger, der etwa fester Bestandteil der Schweizer U20-Nationalmannschaft ist, bestreitet die aktuelle Saison derzeit bei der U20-Elit des HC Davos und scheint dort als 17-Jähriger unterfordert zu sein. «Aus heutiger Sicht ist er in meinen Augen der beste Schweizer U18-Verteidiger, der sogar Potenzial für den NHL-Draft hat», sagt Roost.
Van der Kaaij überzeugt die Hockeyexperten mit einem intelligenten Spielstil, der auch in Stresssituationen die Ruhe behält und dabei kaum fehleranfälliger wird. Ausserdem weise er eine sehr gute Spielentwicklung mit einem guten ersten Pass aus. Für den nächsten Entwicklungsschritt müsse das Megatalent jedoch vor allem an der Dynamik und Explosivität feilen. «Er hat Anlagen zu einem sehr guten Zweiwegverteidiger», schwärmt Roost.
Ein zweiter Rötheli in der EHCO-Kabine
Nebst Guus van der Kaaij nimmt ausserdem ein bekannter Name in der Oltner Garderobe Platz, der bereits vertreten ist: Der 19-jährige Marvin Rötheli. Der Bruder von Torhüter Lucas Rötheli und Sohn von Legende André Rötheli war am Montag zum Test im Training und hinterliess einen guten ersten Eindruck. Nun will der EHCO-Staff den 186 cm grossen Verteidiger auch in einem Meisterschaftsspiel noch auf dem Eis sehen. Und so bekommt Marvin Rötheli, der beim SC Bern im Nachwuchs unter Vertrag steht, am Dienstag auswärts gegen den HC Thurgau die grosse Chance, sich zu beweisen.
Die klaffende Lücke um den Verlust des äusserst erfahrenen Captains Florian Schmuckli wird für den EHC Olten schwierig zu schliessen sein. Sportchef Roost will den Ausfall mit jungen Talenten und B-Lizenzen kompensieren, stuft einen namhaften Transfer aber eher als unrealistisch ein. «Es sei denn, es bestünde die Option, den Spieler über die Saison hinaus binden zu können», sagt er.
Der Trainer fordert die Spieler heraus
Am Montagmorgen - lange vor dem grossen Schmuckli-Schock - herrschte beim EHC Olten nach dem starken Ausrufezeichen des 6:0-Heimsiegs noch besonders gute Stimmung. Schliesslich wurde Physiotherapeut Sven Wenger plötzlich zur gefragtesten Person beim EHC Olten. Ein Spieler nach dem andern wollte sich nach einer besonders intensiven Trainingseinheit durchkneten lassen, um 30 Stunden später, am Dienstagabend, 19.45 Uhr, auswärts beim HC Thurgau auf möglichst frische Beine zählen zu können.
Unlängst hat es die Runde gemacht, dass Headcoach Christian Wohlwend im Alltag einen neuen, kräftigen Wind durch das Stadion Kleinholz wehen lässt und seine Spieler mit harten Trainings herausfordert – ja sie sogar auch an Tagen vor dem nächsten Spiel regelmässig auspresst. So auch an diesem Montagmorgen: Auf eine ohnehin schon läuferisch anspruchsvolle Stunde folgt zum Abschluss ein mehr als fünfminütiger Stop-and-Go-Linienlauf, teilweise über das gesamte Eisfeld hinweg. Selbstverständlich dürfen auch Liegestützen nicht fehlen.
Wohlwend lässt dabei den Humor nicht vermissen, bringt seine Spieler selbst mit hohem Puls zum Lachen, indem er etwa Stürmer Frantisek Rehak daraufhin weist, bei Liegestützen nicht nur den Kopf zu bewegen. Schnell liegt Wohlwend, der das Herz auf der Zunge trägt, selbst auf dem Eis und zeigt der gesamten Mannschaft mit zwei, drei Liegestützen vor, wie diese nach seinem Gusto ausgeführt werden sollten. Auch die reservierte Eiszeit nutzt der 47-jährige Bündner Übungsleiter regelmässig bis zur allerletzten Minute aus, ehe pünktlich und oft auf die Sekunde genau, das Stadionlicht abgeschaltet wird.
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